Buckaroo und Sagebrush Ocean

Das Wort Buckaroo ist vor weit über 100 Jahren in Kalifornien entstanden, weil die weißen Männer, die das Cowboy-Handwerk bei den Mexikanern lernen wollten, das spanische Wort v a q u e r o (für Kuhhirte) nicht aussprechen konnten. Also anglisierten sie den Begriff und schon war die Sorte Cowboys geschaffen, auf denen der Westernmythos basiert, der um die Welt ging (und später in die Marlboro-Werbung). Die Tradition des Viehtriebs und der Umgang mit den Pferden ist allerdings noch älter. Sie geht auf die Spanier zurück, die vor 500 Jahren die Neue Welt besiedelten und die ihrerseits von den Mauren in über 700 Jahren Herrschaft Techniken und Ausrüstungsgegenstände übernommen haben. (Sieht man sich heutzutage ein verziertes bit im Maul eines Quarterhorses an, findet sich mit ziemlicher Sicherheit ein Halbmond darin.) Als das Land wegen des Goldrausches in Kalifornien knapp wurde, wichen die großen Ranches mit ihren Rindern nach Oregon, Idaho und Nevada aus und die Buckaroos und ihre Familien zogen natürlich mit. Eigentlich könnte man denken, sie seien mittlerweile ausgestorben, aber es gibt sie immer noch! Verstreut über das harsche Land leben die “Erben” der Pferdeflüsterer noch heute nach den alten Regeln, dem Code of the West. Sie bemühen sich, das alte Wissen am Leben zu erhalten, das hauptsächlich auf Gefühlen beruht und der Art, wie jemand es lebt.

Der horseman Martin Black, Pferdetrainer aus Idaho, drückt es so aus: „You can’t buy respect, you earn it – it’s like honour“. Ich habe diese Menschen auf ihren Ranches, auf Rodeos und Brandings besucht, habe erlebt, wie sie arbeiten, feiern und ihren Traum vom souveränen Leben verwirklichen. Einen Traum, der sich allerdings schnell zerschlagen kann. Denn nach und nach verschwinden die Ranches. Und ohne die Ranches braucht man keine ausgebildeten Pferde mehr und keine Buckaroos und auch deren Fähigkeiten nicht, mit widrigsten Umständen zurecht zukommen . Gäbe es ein Weltkulturerbe für geistige Architekturen, dann gehörte die partnerschaftliche Arbeitsbeziehung zwischen Mensch und Pferd westlich der Rocky Mountains sicher dazu.
Meine ursprüngliche Idee war, die jahrhundertelange Reise der spanisch inspirierten Reittradition und Lebensweise über Andalusien und Kalifornien bis nach Nevada, Idaho und Oregon filmisch nachzuzeichnen und aufzuzeigen, wo sie sozusagen gestrandet ist und unbewusst überlebt hat – als Insel im sagebrush ocean.